Red Bull Romaniacs

Red Bull Romaniacs 2007

oder: die Definition von Hard Enduro

 
     

Herbst 2006: Eine erfolgreiche Endurosaison geht für uns zu Ende. Heuer wurden die ersten Pokale eingefahren. Und so kam es, das es uns im Zuge zahlloser Benzingespräche immer mehr nach "mehr" gelüstete. Schnell kamen wir bei der Verfolgung dieses Gedanken auf die Red Bull Romaniacs. Sie erschien uns nach vielen schlaflosen Nächten als geeignetes Ziel unseren Endurohorizont zu erweitern. Die Euphorie war groß und es ging auch gleich an die Organisation. Schließlich will man ja bei der ersten Rallyteilnahme nicht ganz "grün hinter den Ohren" da stehen. So wurden bereits erfahrene Romaniacs ausgequetscht, unzählige Homepages besucht und unendliche Theorien aufgestellt. Die Konditionelle Vorbereitung wurde natürlich entsprechend der zu erwartenden Strapazen angepasst.
Im Winter fand sich dann noch ein zweites Team: Klaus T. und Jürgen H. Wir freuten uns natürlich über den Zuwachs. Zwei Freunde, Christian S. und Werner T. wurden als Betreuer geködert um uns vor Ort ein wenig bei den Vor- und Nachbereitungen zu unterstützen (und eventuelle schwindende Moral wieder herzustellen)

Die Teams RST Schalko I und RST Schalko II für die Red Bull Romaniacs waren geboren!.

Gesund zurück ....
Nach einer Woche nicht erahnter Strapazen waren wir wieder zurück. Glücklich darüber noch gesund zu sein und dass die Motorräder noch liefen.
Nach 900km Anreise erreichten wir das Ziel unserer ersten Rallyteilnahme: Sibiu in Rumänien. Schnell war alles administrative erledigt und unsere Startnummern klebten auf den Motorrädern. So hatten wir Zeit uns den Prolog für morgen vorab anzusehen. Mitten in der Stadt war die Promenade für uns gesperrt. Hier war der Kurs für den Prolog mit verschiedensten Hindernissen aufgebaut. Diese zeigten uns, dass diese Rallye zur Recht den der härtesten Enduro trägt. Die Besichtigung lieferte uns genug Stoff um in der folgenden Nacht mehr zu überlegen und zu diskutieren als zu schlafen. Beim Prolog war der Parkourt gesäumt von zig 1000 Zusehern. Die Kulisse war faszinierend. Das Gefühl vom Gladiator in der Arena kam in einem auf. Letztendlich gingen 24 Teams aus der Hobbyklasse an den Start. Dies führte im Prolog an zwei Stellen zu massiven Staus: In einem Haus war über die Stiege ein Stockwerk zu überwinden. Das konnte der Großteil der Fahrer nur mit Hilfe von Zusehern. Und ein "Mikado" von Baumstämmen war eigentlich von keinem Hobbyfahrer fahrend zu überwinden. Am Ende hatte uns der Prolog die erste Schneid' abgekauft. Anschließend hatten wir die Möglichkeit den Profis auf der selben Strecke auf die Räder zu sehen. Faszinierend und auch ein klitzekleinwenig depremierend war das. Was für einen selbst unmöglich war, ist doch durch fahren zu überwinden. Diese Erkenntnis sollte sich in den nächsten vier Tagen noch ein paar Mal wiederholen ... Nach dem Prolog mit seinen künstlichen Hindernissen sahen wir jedenfalls dem folgenden Enduro in der Natur positiv entgegen. Wir sollten dies noch das ein- oder andere Mal verfluchen ....

Tag 1: Die Fahrerbesprechung am Vorabend hat uns nur im Ansatz darauf vorbereitet was uns in den Gebirgszügen der Karpaten erwartete. Der Start erfolgte am Stadtplatz in Sibiu vor dem Rathaus. Zuerst die Profis, dan die Experts und danach die Hobbyfahrer. Was uns den Vorteil an gut lesbaren Spuren durch viele Fahrer vor uns brachte, hatte den Nachteil das Absätze, Wurzeln und sonstige Hindernisse bereits ausgefahren waren. Das Team RST Schalko I mit Trinkl/Hahn hatte bereits am Weg zum ersten Checkpoint einen luflosen Hinterreifen zu verzeichnen. Von diesem Checkpoint weg gab es bereits die erste Auffahrt welche wir nicht durchfahren konnten sondern mit heben-schieben-tragen bewältigten. Es sollte nicht die einzige bleiben. Bei querliegenden Bäumen in einer Bachauffahrt mussten wir gar auf die Hilfe eines anderen Teams zurückgreifen. Zu viert ging es leichter. Am Abend hatten wir 140km in 8 Stunden hinter uns gebracht. Leichte technische Probleme liesen kurzfristig die Moral sinken, konnten jedoch behoben werden. Als Draufgabe fassten wir 15Minuten Zeitstrafe aus weil wir wohl alle Checkpoints passiert aber einen Stempel nicht hatten. Team I ging es nicht so gut. Startprobleme der 450er zwangen sie zu einem Tag Pause welcher zur Reparatur der Ventile und des Dekos benutzt wurde. Völlig erschöpft sind wir in unsere Betten gefallen in der Hoffnung, dass es morgen leichter werden würde.
Ergebnisliste von Tag 1

Tag 2: Die Strapatzen des ersten Tages hatten wir noch nicht ganz verarbeitet, da ging es bereits wieder zum Start. Kurz durch die Stadt, über Wiesen, zwischen Schafherden und Pferdefuhrwerken hindurch ging es in die Berge. Ganz kurz schöpften wir Hoffnung und glaubten dass die gestrige Streckenführung nur aus Versehen in die Hobbyklasse gerutscht war. Ganz kurz nur. Dann kamen eine Auf- und eine Abfahrt welche wir in einer solchen Steilheit und Länge noch nicht gesehen geschweige befahren hatten. Unter normalen Umständen hätte ich hier verweigert wie ein Pferd vor einem Hindernis. Die Atmosphäre der Rally gab uns hier aber die notwendigen Kräfte - sowohl physischer als auch psychischer Natur. Gefolgt wurde diese Passage von zwei Auffahrten in einem Wald. Auf Grund des Regens in der Nacht war der Boden Butterweich, die Wurzeln Aalglatt und die Luft schwül. Wir kämpften uns zentimeterweise vorwärts (und teilweise meterweise wieder rückwärts) und gewannen schließlich den Kampf gegen den Hang. Der Preis dafür war hoch: Völlig erschöpft - es waren gerade mal 2,5 Stunden seit dem Start vergangen - sprachen wir kurz übers aufhören. Den Wald mussten wir ohnehin verlassen, so schauten wir nach einer Rast weiter. Gott sei Dank hatten die Streckenbauer ein wenig einsehen und hatten fahrbare Stücke für uns auf dem weiteren Plan. So konnten wir die Moral wieder ein wenig heben. In einer Ortschaft standen wir plötzlich vor einem Fluß. In der Zeit, in der Karli noch die Brücke suchte, folgte Z bereits den Zeichen der Zuseher am anderen Ufer und gab der 525er die Sporen. Wie ein Dampfer pflügte er durch die immer tiefer werdenden Fluten. Am anderen Ende wartete wohl das trockene Ufer, allerdings war dies im wahrsten Sinne des Wortes zu erklimmen: Der Ausstieg erfolgte über vier Stufen welche eigentlich keine Stufen sein konnten so steil sind sie. Z meisterte das alles bravurös und erntete dafür heftigen Applaus. Karli folgte seiner Spur, nicht ganz so pflügend, aber doch trockenen Kopfes erreichte er das andere Ufer. Kurz noch einen RedBull getrunken ging es weiter. Es kam eine Hangschrägfahrt auf einem SingleTrail welche alle Stücke spielte: Schmal, voller Wurzeln, wo keine Wurzeln waren da waren Steine, enge Kehren und die ganze Zeit neben dir ein Abhang welcher furchteinflössender nicht sein konnte: Steil und tief. Voller Ehrfurcht konnten wir fahrend, schiebend und ziehend auch dieses (lange) Stück meistern.
Wir kamen wieder in bekanntes Gebiet zurück welches uns in die Stadt zum Ziel zurück brachte. Der Track führte den Fluß entlang durch Sibiu. Plötzlich war unser Pfad zu Ende ohne das es auf Anhieb erkennbar gewesen wäre wo es weitergehen solle: Vor uns abgesperrt, rechts kein Pfad und links: Wasser. Über das Wasser waren zwei Wippen gebaut. Offensichtlich waren diese für die Profis. Eine Diskussion mit dortigen Streckenposten brachte mir nicht das gewünschte Ergebnis: Sie erklärten uns das der weitere Weg über die beiden Rampen führte! Karli führte noch Verhandlungen über Alternative, da nahm Z bereits die erste Rampe in Angriff. Ein kurzer Stopp auf dem Podest in der Mitte, ein kurzer Gasstoß und drüben war er! Karli hatte nun eine Vorgabe und nahm ebenfalls die Rampe mit all seinem Mut in Angriff. Die erste Rampe überwunden blieb er auf dem Podest stehen. Das Vorderrad zeigte steil auf der zweiten Rampe empor, das Hinterrad war noch auf dem Podest. In dieser Position lief das Leben wie ein Film vor den Augen ab. So viel Überwindung war bisher für nicht im Leben notwendig. Nichts verglaichbares könnte ich hier anführen. Letztendlich konnte aber auch die zweite Rampe erfolgreich überwunden werden. Kurz darauf waren wir im Ziel. 120km und 7 Stunden dauerte dieser Tag. Erschöpfung und Resignation gefolgt von Erfolgserlebnissen prägten ihn.
Ergebnisliste von Tag 2
Gesamtstand nach 2 Tagen

Tag 3: Die vergangenen Tage steckten uns noch tief in den Knochen als wir an den Start gingen. Ein wenig früher als sonst, da wir auf Grund der vergangenen Leistungen in der Reihenfolge nach vor rutschten. Das es noch nicht so heiß war und das wir früher wieder im Fahrerlager sein sollten sahen wir positiv. Das aber die Wiesen noch feucht vom Tau waren bemerkten wir als negativen Seiteneffekt. Das Gras war glatt wie Eis. Im großen und ganzen war es ein Tag ohne große Höhen und Tiefen (außer geographisch!). Die Herausforderung dieses Tracks lag vielmehr in der Navigation. Grundsätzlich waren die Tracks immer sehr gut markiert, an diesem Track gab es jedoch so manche Abzweigung die nicht auf Anhieb zu finden war. Sonst: Single Trails in herlicher Landschaft und relativ hohe Geschwindigkeiten. Unsere Betreuer trafen wir den ganzen Tag nicht. Erst im Ziel standen sie vor uns und erzählten das wir bei den ersten im Ziel waren. Sie sollten recht behalten: Wir hatten den driiten Tag gewonnen!!! Das war natürlich ein großartiger Erfolg für unsere erste Teilnahme an einer Rally und belohnte uns für unsere Strapatzen.
Ergebnisliste von Tag 3

Tag 4: Zum Abschluß ging es nochmals auf eine große Runde. Die beiden Wippen mußten nochmals überfahren werden - diesmal in die andere Richtung. Z hatte da mit der zweiten Rampe eine Meinungsverschiedenheit und die 525er fuhr die Rampe ohne ihn und flog an Land. Sie landete auf einem Motorrad eines Fahrers der Experts Klasse welche achtlos dort niedergelegt waren. Glücklicherweise entstand nur solcher Schaden welcher für die Weiterfahrt rasch repariert werden konnte. Z war dafür patschnass. Helfer zogen ihn aus dem Wasser. Weiters gings ein wenig emotionell ob der achtlos geparkten Motorräder. Konditionell nochmals fordernd präsentierte sich die Strecke. Wir griffen nochmals auf unsere Reserven zurück und kamen zu einer Auffahrt in einem Wald. Diese war auf Anhieb nicht so als solche zu erkennen. Über eine Linkskurve war sie anzufahren und nicht endend wollend. Natürlich verhungerten wir bei unserem ersten Versuch un mussten wieder runter. Aber auch das gestaltete sich als schwierig weil die Auffahrt ein Hohlweg war und natürlich andere Fahrer nach kamen. Im zweiten Versuch kamen wir wohl weiter, aber noch immer nicht ganz rauf. Allerdings waren wir nun auf einer Höhe, an der eine Umfahrung des restlichen Aufstieges war. Wir nützten sie. Und die hatte es auch noch in sich! Auch Profifahrer nutzten diese "Chicken Line" Später sollten wir erfahren, dass das Rennen ab hier abgebrochen wurde weil die Streckenposten einen Durcheinander produzierten. Wir fuhren auf Grund dieser Nichtinformation weiter, ein zweites Mal über die beiden Wippen (diesmal problemlos) und kamen zum Schluß: Über Trassen eines Ziegelwerks hoch zu einer Aussichtswarte. Die ersten Aufstiegen waren noch zu fahren, bei einer der letzten kam es zu einem Stau. Wir wollten gerade die 525er hoch bringen als Martin vorbeikam. Er berichtete uns vom Rennabbruch für die Hobbyklasse. Erleichtert nahmen wir einen Feldweg ins Ziel.
Ergebnisliste von Tag 4
Endwertung

Fazit:
Nur gemeinsam sind wir stark
5 Tage Urlaub können auch lang sein
Die Romaniacs ist kein Kindergeburtstag
Hobbyfahrer in die Hobbywertung

 
     
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